Selbst angebautes Gemüse und eine grüne Oase für Insekten
Wer genug von manch’ grauem Steinvorgarten in unseren Innenstädten hat und der Natur etwas näher sein möchte, der kann seinen Balkon oder Vorgarten in ein kleines, wunderbares Paradies verwandeln – so verstehen wir Urban Gardening. Wir bieten unseren Bienen und Insekten die grüne Oase, die sie zum Überleben brauchen. Kräuter, die als Bienenweide dienen, können nach der Blütezeit als leckere Gewürze in unserem Essen verarbeitet werden.
Wer mag, kann sich auch als Sortenerhalter für alte Gemüsesorten engagieren. Mehr zu dieser schönen Initiative findet ihr hier: Genbaenkle.de – Werde zum Sortenerhalter. Ein Bericht dazu von uns wird noch folgen.
In 5 Schritten zum blühenden Balkon
Schritt 1: Vorzucht
Schritt 2: Umgewöhnung
Schritt 3: Auspflanzen
Schritt 4: Pflege
Schritt 5: Ernte
Unser Miniparadies – der Weg zur Verwirklichung
Unsere pflegeleichtesten Pflanzen, die sich für den Balkon eignen und gleichzeitig den Bienen und Insekten Freude bereiten, sind:
Oregano – Das robuste und winterharte Gewürzkraut lockt verschiedene Bienen und Insekten an. Thymian – Ebenfalls sehr robust und winterhart, besonders bei Hummeln beliebt. Basilikum – Nicht winterhart. Aus Geschmacksgründen sollte die Blüte durch regelmäßiges Zurückschneiden herausgezögert werden, steht das Kraut jedoch einmal in Blüte erfreuen sich die Insekten daran. Die Kerne können geerntet und im nächsten Jahr neu ausgesät werden. Zitronenmelisse – Diese winterharte Pflanze macht sich nicht nur als Tee gut, sondern auch auf dem Balkon. Bohnenkraut – Das winterharte Kraut blüht mit feinen weißen Blüten und kann bei Suppen zur Beruhigung des Magens hinzugegeben werden. Frühlingszwiebeln – Die Blüten der Frühlingszwiebeln locken viele Insekten an und aus ihren Samen können neue Zwiebeln gezogen werden. Hornveilchen – Wunderschön, pflegeleicht und mit essbaren Blüten – unser Liebling! Sonnenblume – Die einjährige Sonnenblume darf unserer Meinung nach nirgendwo fehlen. Lavendel – Der intensive Geruch der winterharten Pflanze und die violette Farbe locken auch Schmetterlinge an. Schmetterlingsstrauch – In einem Kübel auf dem Balkon gedeiht die anspruchslose Pflanze und verschönert nicht nur das eigene kleine Reich, sondern auch die Welt der Bienen.
Der Urban Garden, welchen wir als “kleines Paradies in der Stadt” beschreiben würden, bietet nicht nur uns Menschen einen Platz zur Erholung, sondern auch den Insekten und Vögeln. Sogenannte Wildblumenmischungen, welche von den Bauern häufig am Rand ihrer Felder ausgesät werden, eignen sich häufig auch für den Balkonkasten. Sie sind so gemischt, dass von Frühling bis Herbst in jedem Monat eine oder mehrere der Pflanzen blühen, was als tolle Nahrungsquelle für die Insekten dient. Die Kerne der Pflanzen können zum Ende des Herbsts geerntet werden und im nächsten Jahr neu ausgesät werden.
Daneben gibt es auch Pflanzen, die aus gekauften Lebensmitteln gezogen oder weiterverwendet werden können. Dies sind zum Beispiel Tomaten, Chilis oder Paprika, welche aus Kernen des Supermarktexemplars gezogen werden können, oder Frühlingszwiebeln und Lauch, deren Wurzeln nicht beschädigt werden sollen und nach der Ernte des oberen Teils wieder eingepflanzt werden, sodass sie neu austreiben können.
5 Schritte zum blühenden Balkon – ein Ganzjahresbericht
Ob ein Hochbeet, Pflanzkästen oder Blumentöpfe – gebraucht gibt es viele dieser Gartenutensilien für sehr günstige Preise. Die Vorbereitung, Pflege und Ernte der Pflanzen läuft im Prinzip immer gleich ab – wir erklären, wie wir unseren Kräutern und Blumen im Hochbeet und den Pflanzkästen die besten Bedingungen auf unserem Balkon geben. Es werden folgende Utensilien benötigt: ein Hochbeet oder Blumentöpfe, Pflanzenerde und Tongranulat, eine Schaufel sowie eine Gießkanne und Düngemittel.
Im Normalfall reicht handelsübliche Bio-Pflanzenerde für die Töpfe aus. Der Boden des Hochbeets und jeden Topfes sollte mit einer ca. 2 cm hohen Schicht Tongranulat ausgelegt werden, bevor die Erde hineingegeben wird. Das Granulat speichert das Wasser, sodass die Pflanzen im Sommer nicht zu schnell verdursten, und verhindert gleichzeitig Staunässe. Es kann in den meisten Baumärkten gekauft werden. Eine 5 Liter Gießkanne reicht vollkommen, da das Gewicht einer vollen Gießkanne sonst schnell zu schwer sein kann. Als Dünger eignet sich ein organischer NPK-Biodünger oder, der Allrounder, Brennesseljauche. Diese kann selbst hergestellt werden und ist das umweltfreundlichste und effektivste Düngemittel.
Schritt 1: Vorzucht
Sämlinge vorziehen Ab Ende Februar – Mitte März werden die ersten Samen in ein Schälchen mit Erde gesetzt und zum Keimen auf eine helle Fensterbank, am besten zur Südseite hin, gestellt. Als Schälchen eignen sich gut gespülte Joghurtbecher oder Plastikverpackungen, welche so noch ein zweites Leben bekommen. Vorsicht: Die Vorzucht sollte nicht zu früh beginnen, da die Keimlinge sonst vergeilen, d. h. sie bilden lange, zu dünne Stängel aus und besitzen wenig Standkraft.
Licht- oder Dunkelkeimer Bei der Anzucht sollte darauf geachtet werden, ob es sich bei den Pflanzen um Lichtkeimer oder Dunkelkeimer handelt. Diese Information ist bei unseren Pflanzenartikeln unter dem Abschnitt Vermehrung zu finden. Dunkelkeimer müssen mit Erde bedeckt sein, damit die Samen sprießen, bei Lichtkeimern ist das Gegenteil der Fall.
Gewöhnung an das Sonnenlicht An wärmeren, sonnigen Tagen (ab ca. 15°C) dürfen die kleinen Sprösslinge nach draußen in die Sonne gestellt werden, damit sie sich an die Sonnenstrahlung (UV-Strahlung) gewöhnen. Wichtig ist, dass sie nicht direkt den ganzen Tag in der Sonne stehen, sondern langsam an die neuen Umstände gewöhnt werden. Am sinnvollsten ist es, die Anzuchtschälchen am ersten sonnigen Tag für ca. 2 Stunden hinauszustellen, am zweiten Tag für 3 Stunden, bis sie nach ca. einer Woche den ganzen Tag über draußen bleiben dürfen. Die kleinen Pflänzchen sollten über Nacht unbedingt wieder ins Haus oder die Wohnung gestellt werden.
Erstes Umtopfen: Pikieren Je nach Größe der Anzuchtschale kann es sinnvoll sein, die Pflanzen zum ersten Mal vorsichtig umzutopfen. Dies nennt man “pikieren”.
Schritt 3: Auspflanzen
Passende Bedingungen Sobald es wärmer wird, ab circa Mitte Mai, können die Pflanzen rausgepflanzt werden. Während der wärmeren Tage sollte beobachtet werden, wo die sonnigen und wo die geschützten Plätze stehen. Pflanzen, die entsprechende Lichtverhältnisse benötigen, werden an sonnige bzw. geschützte Standorte gepflanzt. Welche Pflanze welchen Standort benötigt findet ihr, ebenso wie die Infos zu den geeigneten Balkonpflanzen, auf unseren Pflanzen-Seiten.
Ins Hochbeetoder den Balkonkasten Hier sind der Kreativität und dem eigenen Gestaltungsdrang keine Grenzen gesetzt. Wir nutzen jeden Quadratzentimeter aus, mit Hochbeet, Töpfen, Balkonkästen und einer kleinen Pyramide aus Dosen und alten Sahnebechern – achtet jedoch auf die Höchstlast eures Balkons.
Schritt 4: Pflege
Regelmäßige Pflanzenkontrolle Eine bewährte Methode ist es, die Blätter und Blüten regelmäßig auf Auffälligkeiten zu prüfen. Da viele Pflanzen auf engem Raum gehalten werden, können sich Krankheiten und Schädlinge leicht ausbreiten, wenn sie nicht rechtzeitig eingedämmt werden.
Gießen Im Sommer müssen die Pflanzen ihren Ansprüchen entsprechend gegossen werden. Plastiktöpfe halten das Wasser besser als Tontöpfe und empfehlen sich für Pflanzen, die Trockenheit nicht so gut vertragen. Durch Tontöpfe verdunstet das Wasser schneller, daher sollten eher robuste Pflanzen in diese Töpfe gepflanzt werden.
Düngung Die meisten Pflanzen wachsen auch ohne Zugabe von Düngern gut. Wer die spätere Ernte jedoch vergrößern möchte, kann die Balkonpflanzen mit Bio-Dünger unterstützen. Als guter und nachhaltiger Dünger eignet sich Brennesseljauche (Achtung: diese riecht sehr stark!). Weiter ist es möglich, Neemsamen (oder auch Niemsamen genannt) in Wasser einzulegen und dies als Dünger zu geben. Die nassen Neemsamen können in der Erde eingearbeitet werden.
Kleine Mengen ernten Viele Kräuter und Pflanzen können während dieser Phase bereits geerntet werden, bei bestimmten Pflanzen, wie zum Beispiel dem Basilikum, ist eine laufende Ernte sogar wichtig, um die Blütenbildung hinauszuzögern.
Schritt 5: Ernte
Rückschnitt& Ernte Wenn der Herbst beginnt können die ersten Pflänzchen zurück geschnitten werden. Wann und wie dies geschehen sollte, ist je nach Pflanze unterschiedlich und kann bei unseren Pflanzen jeweils unter der Pflege im Abschnitt “Rückschnitt und Überwinterung” eingesehen werden.
Samengewinnung Samen können aus den Pflanzen gewonnen werden, sodass daraus im nächsten Jahr neue Pflanzen wachsen können. Bei Tomaten bietet sich der Vorteil, dass sich die Gene im Laufe der Generationen an die jeweiligen Umweltbedingungen anpassen können, sodass hier eine Ernte zum Ende jeden Jahres sehr sinnvoll ist.
Lagerung Die Samen und die Ernte müssen entsprechend gelagert werden. Die Ernte kann auf verschiedene Arten haltbar gemacht werden, näheres dazu ist in unserem Artikel Kräuter haltbar machen erklärt. Die Samen werden getrocknet und dann in kleinen, beschrifteten Päckchen (wir nutzen u. a. Teebeutel-Verpackungen) an einem dunklen, kühlen Ort im Schrank oder im Keller gelagert.
Welche Ideen und Inspirationen habt ihr zum Thema Urban Gardening – wie sieht euer Paradies aus? Wir freuen uns auf euer Feedback!
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